Demenz wird öffentlich

Die Volkskrankheit als Medienereignis

von Erik Schumann

Demenz als Medienergeignis

In Büchern, Filmen und auf der Bühne begegnet uns das Thema Demenz immer häufiger. Was noch vor Jahren tabuisiert wurde und im Privatem blieb, ist heute zum Medienthema geworden. Die Bücher von Arno Geiger („Der alte König in seinem Exil“) und Tilman Jens („Abschied von meinem Vater“) wurden zu Bestsellern. Vielleicht auch deshalb, weil sich die Kinder der an Demenz erkrankten Eltern dem beklemmenden Thema nicht nur medizinisch nähern möchten.

Ich kann mich noch gut daran erinnern, als Ronald Reagan im Jahr 1994 offen seine Erkrankung an Alzheimer bekanntgab. Seitdem haben mehrere Prominente ihre eigene Demenzerkrankung öffentlich gemacht: Margaret Thatcher, Peter Falk, Rudi Assauer. Der Selbstmord von Gunter Sachs, der die Diagnose Demenz und die zu erwartenden Änderungen seiner Persönlichkeit nicht ertragen wollte, ist mir noch sehr präsent. Vor allem die sich anschließende Diskussion in den Medien hat die Verzweiflung jener Menschen ins Blickfeld gerückt, die sich an der Schwelle zur Bewusstseinsveränderung befinden. Wir wissen: Es kann mich auch erwischen. Und wir fragen uns: Wie würden wir mit dem Verlust der Kontrolle über unser Ich umgehen?

Filme wie „Honig im Kopf“ gewinnen dieser Volkskrankheit eine tragikomische Seite ab. Mehrere Theater, unter anderem das Theater Lübeck, bringen „Der alte König in seinem Exil“ auf die Bühne. Die Kultur ist, wie so oft, weiter als die Politik.

Ich finde es gut, dass Demenz aus dem Verborgenen und Verschämten herausgeholt wird. Was soll auch die Heimlichtuerei? Wenn wir älter werden wollen, ist die Chance, an Demenz zu erkranken, ausgesprochen hoch. Gesicherte Zahlen gibt es nicht, aber es lässt sich die Tendenz erkennen, dass wenigstens jeder Dritte Mensch im Rentenalter an Demenz leiden wird. Und wie, frage ich mich, werde ich dann von meinen Mitmenschen behandelt werden? Abgeschoben oder aufgenommen?

Manchmal hilft es schon zu wissen, wie andere mit Demenz umgehen, was in ihnen vorgeht und wie sie ihren Eltern auf diesem letzten Weg entgegengehen. Ich greife zwei Bücher heraus, die mich besonders angesprochen haben:

Und hier geht’s zum Theater Lübeck: http://www.theaterluebeck.de/